Be inspired
- Julia Schmitt

- 2. Sept. 2024
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 25. Feb.

In einem fernen Land, naja, so fern ist es auch nicht… Auf einer Insel im Mittelmeer sitze ich morgens um 9 Uhr bereits einmal durchgeschwitzt und sinniere über das Leben. Und wie ich so frisch geduscht, die Straßen entlanglief, um mir einen Cappuccino zu organisieren und mein Schweiß den Rücken runterlief und meine Oberlippe bedeckte, ich am warmen Dunst der Klimageräte vorbeilief, den Straßenreinigern zusah, wie sie alles für die Touristen, also auch für mich, wieder schön sauber machten; als ich also da so langlief, überkam mich der Gedanke an Sissi. An den Film mit Romy Schneider; da sie im letzten Teil, während ihrer depressiven Verstimmung u.a. auch auf dieser schönen Insel war, um wieder gesund zu werden. Und vom Gedanken an diese Filmpersönlichkeit, hoppelten meine weiteren Gedankenstränge zu meinen Vorbildern oder Menschen, deren Fan ich bin, deren Werke mich begeistern oder auch deren Persönlichkeit und Lebensgeschichte mich tief, tief beeindruckten und immer noch beeindrucken.
Mit manchen von diesen Ikonen habe ich mich bereits intensiver befasst, Biographien, Interviews, fiktive Romane, Bildbände usw. gelesen. Manche kreuzten nur mal zufällig meinen Weg und ließen mich dennoch nicht mehr los. Neugierig wurde ich z.B. durch deren Kunstwerke, Songs und Filme. Ich wollte mehr über ihre Persönlichkeit oder Biographie erfahren und begann mal länger, mal intensiver und mal gar nicht in deren Leben herumzulesen, -zuschauen, -zuhören.
Hat jeder eigentlich Menschen/Ikonen, die ihn faszinieren? Oder spielen fremde Menschen in manchen Leben so gar keine Rolle? Denn welchem Zweck dient es sich mit dem Leben von anderen zu befassen, die man niemals treffen wird, die nie in den eigenen Freundeskreis gelangen werden? Ich habe diesen Menschen einen Teil meiner Lebenszeit geschenkt und sie? Wissen bzw. wussten gar nicht, dass ich existiere. Klingt irgendwie unausbalanciert. Also mir bringts dennoch viel, denn ich werde inspiriert. Neue Gedanken, Impulse, Ideen oder Erkenntnisse strömen in mein Hirn, beflügeln mich und lassen meine Kreativität aufleben. Ich liebe Inspiration!
Karl Lagerfelds tief empfundene Liebe zu Jacques de Bascher, finde ich wirklich faszinierend. Danach hatte er keinen Menschen mehr an seiner Seite, der ihm dieses Gefühl und diese Verbindung zurückgeben konnte. Eine so einmalige und tief empfundene Liebe ist für mich ein Maßstab innerhalb meiner eigenen Beziehungen, denn Karl Lagerfeld ist keine Fiktion. Er war keine Erfindung von Hollywood. Er war seine eigene Erfindung. Seine eigene Marke und zusätzlich zu seinen immer neuen Laufsteg-Kreationen, nahm er sich die Zeit seinen Hobbys nachzugehen: Lesen und Fotografie. Karl Lagerfeld war ein Mensch wie du & ich, eine Ikone, dessen Leben auch nicht immer einfach war. Er wurde mit Härte erzogen, doch bekam auch immer die Möglichkeit seine Persönlichkeit mehr oder weniger auszuleben. Und irgendwann schaffte er es seine Fesseln zu sprengen und sein Leben so zu leben wie er es für richtig hielt. Beeindruckend mutig und für mich erstrebenswert!
Frida Kahlo war eine herausragende, einzigartige Künstlerin. Es gibt nur knapp über 140 Kunstwerke von ihr, einige sind bis heute verschollen und welches Denkmal diese Frau trotz ihrer Lebensgeschichte anderen Menschen gesetzt hat, erstaunt mich jedes Mal aufs Neue. Als junge Erwachsene hatte sie einen so schweren Unfall, dass sie ihr Leben lang davon beeinträchtigt war, sich später auch massiver mit Zigaretten, Alkohol und Schmerzmitteln betäubte und dennoch lebte sie ihr Leben und erschuf Kunstwerke, die ihres Gleichen suchen. Auf die Frage eines Reporters, ob sie ihrem Stil dem Surrealismus zuordnen würde, antwortete Frida Kahlo in etwa: „Ich bin keine Surrealisten. Ich male die Realität.“ Bähm! In your face!
Sie war frech, forsch, hatte wohl cholerische Anfälle, definitiv selbstzerstörerische Ambitionen, vielleicht auch depressiv und auf jeden Fall bereits tiefgreifende, traumatische Erlebnisse in der Kindheit und auch sie versuchte diese vergangenen Fesseln zu sprengen und ihr Leben nach ihren und nur nach ihren eigenen Vorstellungen zu leben.
Iris Apfel, ehemals Geschäftsfrau und Innenarchitektin, wurde im Rentenalter zur Modeikone. Ja, genau! Diese Frau wurde über 100 Jahre alt, war stets knall bunt, trug immer eine unfassbar markante Brille, auf ihren öffentlichen Bildern immer stilvoll behangen wie ein Weihnachtsbaum. Einfach ein Leuchtfeuer! Fesche Frau, diese Iris Apfel.
Auf Freddie Mercury bin ich tatsächlich zufällig gestoßen. Seine Musik fand ich schon immer gut, habe mich aber nie weiter mit ihm als Menschen befasst. Während ich mir einen seiner Songtexte zu Gemüte führte und eines seiner Videos anschaute, wurde meine Neugierde geweckt mich mit ihm näher zu befassen. Und was soll ich sagen. Klasse Typ! Er hatte indische Abstammungen, das Glück in einem Elternhaus groß zu werden, in dem seine Musikalität recht früh gefördert wurde, gab seine ganze Energie in seinen Lebenstraum Musik zu machen und füllte Stadien mit Fans. Selbst ganz kurz vor seinem Tod, bestimmte die Musik sein Leben. Mutig alles in eine Waagschale zu legen und sein ganzes Leben auf seinen tiefsten Wunsch hin auszurichten. Ich habe diesen Mut noch nicht gefunden, aber durch Menschen wie ihn werde ich daran erinnert wie erfüllend es sein könnte und dass ich nie aufgeben sollte, zu üben meinen Lebenstraum zu verwirklichen.
Beste Musik ever kommt einfach von Michael Jackson und seine Geschichte wurde so breit, lange und ausführlich auseinandergenommen, dass ich hier nur noch erwähnen möchte, was er für ein unglaubliches Genie war und wie unfassbar kreativ. Seine Songtexte, seine Konzerte, Bühnenbilder, Tanzeinlagen; nicht umsonst der einzig wahre King of Pop!
Und Angelina Jolie ist einfach eine Wucht-Brumme. Erstens hat sie trotz einiger „Fehlversuche“ nie aufgegeben an die Liebe zu glauben, setzt sich für wohltägige Zwecke ein, sieht einfach toll aus, ist ehrlich, in dem was sie sagt und lebt ihre emanzipatorischen Einstellungen auf eine sehr charmante Art und Weise aus. Außerdem ist sie sehr vielseitig. Sie hat verschiedenste Filmgenre bedient, so dass sie nicht in eine Schublade passt, was mir unfassbar gut gefällt. Denn erstens bleibt sie dadurch etwas unberechenbarer und zweitens habe ich das Gefühl, dass sie in unterschiedlichen Lebensphasen auch unterschiedliche Genre bedient hat, was für mich – völlig frei interpretiert – zeigt, dass sich Einstellungen und Annahmen verändern und auch verändern dürfen.
So wie ich vor 10 Jahren gedacht habe, denke ich jetzt nicht mehr immer. Natürlich bin ich immer noch ich, aber verschiedene Lebensphasen, bringen auch verschiedene Entwicklungen und Ansichten mit sich und eigentlich war ich immer total stolz darauf eine stabile Meinung zu haben, aber mittlerweile denke ich: „Ne, voll doof.“ Meinungen dürfen sich ändern und das ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Stärke, da es eine Entwicklung darstellt und ohne jetzt zu altersklug (haha, ich bin 36) zu erscheinen: „Leben heißt Veränderung.“ Und mir ist aufgefallen, dass es mich viel mehr Kraft kostet dauernd auf meiner Meinung von vor 15 Jahren zu beharren, als andere, neue, frische Gedanken zuzulassen. Klappt noch nicht immer, aber jedes Mal, wenn eine neue Ansicht durchflutscht wird’s hell und leicht wie im puren, warmen Sonnenschein.
Und da gehe ich jetzt mal wieder hin: zurück in die Sonne.




