top of page

Die Story...

Gan(s)zheit

  • Autorenbild: Julia Schmitt
    Julia Schmitt
  • 15. Sept. 2024
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 25. Feb.



Das Wort „Ganzheit“ geistert mir schon einige Zeit im Kopf herum, da es mir immer mal wieder begegnet: in Yoga-Zeitschriften, oder Buchgeschäften, in Insta-Posts, oder auf Postkarten. Und da es mir quasi immer so vor die Füße geworfen wurde bzw. wird, begann ich irgendwann darüber nachzudenken, was „Ganzheit“ überhaupt bedeutet und warum dieses Wort wohl mal irgendwo kreiert wurde und, ob es was mit Gänsen zu tun hat? Könnte es nicht auch vielleicht ursprünglich eine „Gansheit“ gewesen sein? So wie eine „Hoheit“ z.B.


Mein über alles verehrtes Lexikon der Synonyme sagt zu „Ganzheit“: Gänze (könnte auch ein Schreibfehler sein und eigentlich „Gänse“ heißen), Gesamtheit, Totalität, Vollständigkeit. Naja, vielleicht hat es doch nichts mit den süßen Gänsen zu tun, war nur so ein Gedankenfurz.


Also Ganzheit: In der mehr oder weniger spirituellen Yoga- und Selbstfindungs-Szene taucht der Begriff mittlerweile recht flächendeckend auf. Weil sich diese Szene dazu berufen fühlt „ganzheitlich“ zu wirken. Wenn in meinem Verständnis etwas ganzheitlich wirken soll, dann wäre das nach der Definition etwas, was also vollständig, zu 100% wirkt. Zu 100%! Gibt es sowas?


Klar, nehme ich Antibiotika gegen eine Blasenentzündung wirkt das zu 100%, aber werde ich dadurch ganzheitlich gesund? Ich habe keine Blasenentzündung mehr, aber dafür Durchfall, oder einen Pilz, oder was Antibiotika sonst noch so für nette Nebenwirkungen haben kann. Also bin ich eigentlich doch gar nicht ganzheitlich gesund (gemacht). Oder?


Wenn ich schlafe, wirkt das ganzheitlich gegen meine Müdigkeit und ich bin erholt. Wirklich? Oder ist es nicht manchmal so, dass man bereits mit einem vollen Kopf aufwacht, oder mit einem Muskelkater, oder einem verspannten Nacken. Wie könnte man das also als eine ganzheitliche Erholung ansehen?


Wenn ich Yoga mache, dann entspannt mein Kopf, ich erreiche sogar Phasen, in denen ich im Hier & Jetzt bin und keinerlei Gedanken wahrnehme. Mein Körper wird gestretcht, oder die Muskeln werden angesprochen und dürfen ein wenig arbeiten. Werde ich also während einer Yoga Session ganzheitlich stimuliert? Immerhin werden Körper & Geist angesprochen, oder nicht? Und dennoch kann ich in dem Moment, in dem ich die Haltung des zweiten Kriegers einnehme, nicht sagen, dass mein Kopf total leer ist, denn ich denke ja in diesem Moment: „Ein Bein gestreckt, das Andere angewinkelt, Arme parallel, Handflächen nach oben, Blick nach vorne, Kinn parallel zum Boden und atmen nicht vergessen“. Irgendwie klingt eine Yoga Einheit auch nicht so richtig nach einer ganzheitlichen Methode.


Weiter.


Wenn ich in der Sonne liege, die Augen geschlossen, der Körper ruhig, die Atmung regelmäßig & entspannt. Das könnte eine ganzheitliche Erfahrung sein, denn es passiert nichts. Ich bin im Hier & Jetzt, genieße die Wärme auf meiner Haut, die Ruhe in meinem Kopf, dass laue Lüftchen, das mir eine leichte Abkühlung verschafft und beginne kurz danach wieder zu denken: „Sollte ich Sonnencreme nutzen. Puh, ist das heiß! Was essen wir heute Abend?“ usw. usw.


Wann und wo ist also dieser ganzheitliche Moment erreicht?


Vielleicht bin ich auch noch nicht in der Lage die Ganzheit zu erfahren. Oder, eine ganzheitliche Erfahrung ist gar kein Anspruch für mich. Denn irgendwie klingt es für mich wie „Perfektion“. Etwas Ganzes, Totalitäres, Vollständiges ist für meine Begriffe in sich abgeschlossen und fertig. Done! Erledigt! Das ist aber nicht das Leben, oder? Erreicht man überhaupt jemals den Punkt, an dem man das Gefühl hat: alles ist erledigt? Die vollkommene Ganzheit ist erreicht! Und ist das erstens überhaupt möglich und zweitens überhaupt erstrebenswert?


Ich habe einige Bücher von Eckhart Tolle gelesen (, es gibt auch YouTube Aufzeichnungen über einige Themen von ihm) und seine philosophische Ansicht über die Zeit, das Leben, das Hier & Jetzt, ist für mich nicht leicht zu verstehen und doch irgendwie einleuchtend. Wenn ich es richtig verstanden habe, sagt er, dass es keine Vergangenheit und Zukunft gibt, sondern immer nur den einen Moment im Hier & Jetzt. Natürlich haben wir vergangene Erfahrungen und zukünftige Gedanken, aber unser Leben findet im Hier & Jetzt statt und sobald ein Moment erloschen ist, folgt der Nächste und der Nächste und der Nächste. Unsere Leben sind also die Aneinanderreihung vieler, kleiner, einzelner Momente. Wie, um alles in der Welt, könnte es dann möglich sein, den Status der „Ganzheit“ zu erlangen?


Ich glaube, es ist eine Utopie. Man wird nie eine Ganzheit erreichen können und das ist auch total okay und „normal“, denn nichts auf der Welt steht still. Jetzt bin ich gerade 36 Jahre, 137 Tage, 15 Stunden, 21 Minuten und 30 Sekunden alt und bums! bin ich auf einmal gerade 36 Jahre, 137 Tage, 15 Stunden und 22 Minuten alt. Alles ist in Bewegung.

Ist der Fuchs satt, geht er schlafen, wacht wieder auf und beginnt seine Essensuche auf ein Neues. Nach der Blüte des Sommers, kommt die Ernte des Herbstes und dann die Ruhe der Natur im Winter. Die Sonne geht auf, der Tag läuft, die Sonne geht unter, der Tag endet und repeat, repeat, repeat! Hätte man die Ganzheit erreicht, also die Vollständigkeit würde man stillstehen, oder? Das wäre irgendwie langweilig, finde ich.


Ich hatte lange den Wunsch Ganzheit in mein Leben zu lassen und hielt es für sehr erstrebenswert und dann kam das Leben und zeigte mir, dass es nicht der Realität entspricht in absoluter Vollkommenheit zu existieren (, sofern man an einem gesellschaftlichen Leben in der westlichen Welt teilnehmen möchte.) In einem buddhistischen Kloster ginge es vielleicht.


Also lasse ich diese ganze Ganzheit lieber mal los und flechte eine angenehme „Halb-“ oder „Dreiviertelheit“ mal hier und mal da in mein Leben ein. Schaue mal, was das Universum so als nächsten Moment für mich vorgesehen hat und starte immer mal wieder einen neuen Versuch dem Gefühl der sogenannten Ganzheit auf die Spur zu kommen. Wer weiß, vielleicht gibt’s sie doch und irgendwann werde ich von einer totalitären Vollständigkeit übermannt. Never give up!

 
 

Julia Diandra Schmitt

YoleJule

Kontakt: 

Telefon: +491746914093

Email: jd.schmitt@icloud.com

Entspannung Meditation Achtsamkeit Atmung Flexibilität Stärke Balance Harmonie Ruhe Bewegung Yoga-Praxis Yoga-Posen Asanas Pranayama Mantras Mudras Chakren Energie Inneres Selbst Selbstreflexion Transformation Gesundheit Wohlbefinden Geist-Körper-Verbindung Flow Gelassenheit Innere Ruhe Spirituelles Wachstum Yoga-Philosophie Lesen Bücher Literatur Geschichten Romane Kurzgeschichten Poesie Fiktion Sachbücher Belletristik Fantasy Abenteuer Mystik Inspiration Vorstellungskraft Kreativität Lesevergnügen Lernen Wissen Bildung Erkenntnis Lesekompetenz Lesefreude Bibliothek Buchhandlung Literaturkreis Lesegruppe Autoren Schriftsteller Dichter Leseratten Buchliebhaber Literaturkritik Interpretation Rezensionen Leseerfahrung Lesetechniken Lesestrategien Buchempfehlungen Lesegewohnheiten Lesezeit Bücherregal Lesezeichen Lesekreis Leserückblick Leseverständnis Lesekultur Leseförderung Lesenacht Buchmesse Leserunde Vorlesung Lesung Literaturwettbewerb Buchclub Schmöker Leseabenteuer Lesemarathon Lesechallenge Literaturzirkel Lesekomfort Lesegemeinschaft Lesepause Lesenacht Lesetherapie Lesefest Lesegewohnheit Leserituale Lesematerial Lesestrategien Lesefähigkeit

bottom of page