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Die Story...

Excuse me, boss!

  • Autorenbild: Julia Schmitt
    Julia Schmitt
  • 5. Mai 2024
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 25. Feb.


Eines schönen Tages saß ich mal wieder im Zug, unterwegs in Deutschland. Meine lange Fahrt sollte mich in den hohen Norden bringen und damit ich es mir so komfortabel wie möglich machen konnte, gönnte ich mir einen Sitzplatz im Ruheabteil. Herrlich! Im Ruheabteil kann ich lesen und träumen und entspannen. Vielleicht sogar ein kleines Nickerchen machen, oder auch konzentriert am Laptop arbeiten, einem Hörbuch via Kopfhörer lauschen, oder einfach mal wieder ganz in Ruhe meinen Gedanken nachhängen. Ruheabteile sind was Feines. Und so entspannte ich vor mich hin, schloss meine Augen, dachte an das letzte WE mit meinem Partner, schaute entspannt aus dem Fenster, gab mich ganz der Stille und Ruhe hin und stellte fest: „Das ist Entspannung. Heeeeeeerrliiiiiiiich!“


„Excuse me, boss, you have a textmessage.“


Ich schlug abrupt meine Augen auf, kratzte mich am Kopf und dachte: „Da hat wohl jemand sein Handy auf laut gelassen. Naja, kann ja mal passieren.“ Also, wo war ich: bei der Entspannung. Ich schaute also verträumt aus dem Fenster, atmete tief ein und tief aus und erspähte ein paar Sonnenstrahlen, die sich Raum durch die Wolkendecke brachen. Dieser Moment zauberte mir ein kleines Lächeln ins Gesicht und ich war dankbar für diesen kleinen, seeligen Lebensmoment.


„Excuse me, boss, you have a textmessage.“


„Nicht dein Ernst!“, durchfuhr es mich und ich drehte meinen Kopf, um den Schuldigen zu entdecken. Niemand da der sein Handy zückte, oder gar peinlich berührt dreinblickte. Niemand da, der an irgendwelchen Taschen nestelte und versuchte etwas zu verstecken und zu vertuschen. „Na gut. Kann mal passieren. Vielleicht wartet derjenige auf wichtige und entscheidende Nachrichten.“ Ich lehnte mich wieder an meinen Sitz, mein Hinterkopf schmiegte sich an die hohe Lehne des Sitzes. Ich schloss erneut meine Augen und genoss diese himmlische Sti…

„Excuse me, boss, you have a textmessage.“

„Excuse me, boss, you have a textmessage.“


„Ne, Freunde! Jetzt ist aber Mal gut!“, begann ich mich in meinem Kopf darüber zu echauffieren und legte einen leicht verärgerten Gesichtsausdruck auf. Mein Blick wanderte an den Vierer-Tisch neben mir. Vier Männer, drei davon mit einem Laptop vor sich und zwei davon holten zeitgleich ihr Handy hervor. „Aha!“


„Excuse me, boss, you have a textmessage.“


„Och Leute!“ Einer der zwei Männer schaute nun angestrengter als der andere drein. „Der ist es! Dieser Störenfried! Pffff. Dies ist ein Ruheabteil!“, dachte ich nachwievor nur in meinem Kopf. Mein Blick traf den Vierten von dem Vierer-Sitz, der ein Buch laß. Sympathisch! Er schaute ebenfalls etwas verärgert drein und ich nahm an, er fühlte sich auch ein wenig durch den lauten Nachrichtenton gestört.


„Excuse me, boss, you have a textmessage.“


„Himmel, Arsch und Zwirn! Was stimmt denn mit dem nicht!?“, schimpfte ich nun in meinem Kopf und war kurz vorm innerlichen Ausrasten. Der im Buch lesende Mann blickte säuerlich in Richtung des Mitreisenden, der ganz wichtig in sein Smartphone schaute und nichts um sich herum mitbekam.

„Excuse me, boss, you have a textmessage.“

„Excuse me, boss, you have a textmessage.“


„Boah! Gleich raste ich aus!“, durchzuckte es meine Gedanken. Nun begann ich meinen Kopf zu schütteln, die Augen zu verdrehen und schnaufend auszuatmen, um meine Missbilligung über diese Lärmbelästigung im Ruheabteil der Deutschen Bahn kundzutun. Der Lese-Mann rollte ebenfalls mit den Augen und atmete geräuschvoll aus. Ich schaute mich nun in alle Richtungen um und entdeckte noch weitere Mitreisende, die einige Missbilligungs-Gebärden an den Tag legten, wie zum Beispiel Kopf schütteln, „Tz tz tz“ oder „Schhhh“ murmelten, oder einfach einen tadelnden Gesichtsausdruck auflegten und ich fühlte mich in meinen Emotionen, in meiner Bewertung sowas von bestätigt. „Wie kann dieser Typ einfach diesen bescheuerten Klingelton auf laut lassen, wenn er sich im RUHEABTEIL befindet?! Was ein furchtbar, flegelhaftes Verhalten! Der spinnt doch! Der ist doch nicht alleine hier! Was fällt dem eigentlich ein! Ich glaube es ja nicht! Unmöglich manche Leute! Und was für ein dämlicher Klingelton! Der hat doch echt nicht mehr alle Tassen im Schrank!“, schimpfte ich wie ein Rohrspatz in meinem Kopf und brachte mich dadurch nun vollends in Rage. Meine Atmung beschleunigte sich, meine Nasenlöcher plusterten sich auf wie, wenn ein Drache gleich Feuerspeien möchte und ich guckte angestrengt und säuerlich aus dem Panorama Fenster der Deutschen Bahn und regte mich gedanklich weiter über diesen ungehobelten Idioten auf!


Es vergingen noch einige Minuten, bevor mir auffiel, dass der „Lärm“ seit geraumer Zeit nur noch aus meinem eigenen Kopf kam. Denn entweder bekam der Mitreisende keine Nachrichten mehr, oder er hatte seinen Klingelton ausgestellt.


Nun grinste ich und schüttelte erneut meinen Kopf, allerdings wegen mir selbst. Es hatte mich viele Minuten meiner Lebenszeit gekostet, mich über diesen Klingelton bzw. den Mann, der diesen Ton eingestellt hatte, aufzuregen und dafür habe ich irgendwas anderes verpasst. Vielleicht ein Naturschauspiel, oder irgendeine zündende Idee. Und weswegen? Weil ich mich scheute dem Mann ein Feedback zu geben und ihn zu bitten seinen Klingelton auszustellen. Auch, wenn es für mich selbstverständlich gewesen wäre, so wenig Geräusche wie möglich in einem Ruheabteil zu machen, war es für ihn keine Selbstverständlichkeit und anstatt dies anzusprechen, schimpfte ich lieber massenhaft Tiraden still in meinem Kopf! Was genau kann dadurch passieren?

Gar nichts; außer dass ich einem wildfremden Menschen bzw. einer Situation meine volle Aufmerksamkeit widmete, die mir nichts und wieder nichts einbrachte, außer einige Momente schlechte Laune. Hätte ich die Risikobereitschaft gehabt den Mitreisenden wegen seines Klingeltons anzusprechen, wäre die Sache vielleicht zügig aus der Welt geschaffen worden, oder ich hätte mich zu Recht über ihn aufregen können, weil er blöd reagierte hätte. Aber all diese Mutmaßungen führen nur zu einem Schluss: Manche Sachen sind im eigenen Kopf einfach viel größer als in der Realität.


Bei nächstem Mal spreche ich so etwas an!


Vielleicht…

 
 

Julia Diandra Schmitt

YoleJule

Kontakt: 

Telefon: +491746914093

Email: jd.schmitt@icloud.com

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